Entwurmung beim Pferd

Entwurmung beim Pferd:

Nicht erst seit der Domestikation des Pferdes (ca. 3000-5000 v. Chr.) kommt es auch zum Befall mit Endoparasiten (Würmer). Allerdings verstärkt die damit verbundene Einschränkung des Lebensraums auch den Infektionsdruck, so dass der Wurmbefall immer häufiger zum Problem wird. Dies zieht nicht nur wirtschaftliche Verluste nach sich, sondern kann schlimmstenfalls auch zum Tod des Pferdes führen.

Grundsätzlich gilt es jedoch, sich von der Vorstellung, ein Pferd und dessen Umgebung absolut „wurmfrei“ zu bekommen, zu verabschieden.

Es gibt bei den unterschiedlichen Gattungen verschiedene Stadien, die in der Darmwand, in der Muskulatur, in inneren Organen oder in den Blutgefäßen der Pferde parasitieren.

Ob die ins Maul ihres Pferdes verabreichte Wurmkur gegen sämtliche Stadien wirksam ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:

 

  • ist der in der Wurmkur enthaltene Wirkstoff geeignet für die Bekämpfung der beabsichtigten Wurmspezies?
  • wissen Sie das exakte Gewicht Ihres Pferdes und stimmt somit die Dosierung?
  • ist gewährleistet, dass das Pferd die gesamte Menge aufnimmt und nicht die Hälfte wieder ausspuckt?
  • ist die Dosis, die sämtliche Parasitenstadien abtöten würde, vielleicht gar nicht erreichbar (zu geringe therapeutische Breite)?

 

Hier ein kurzer Überblick über die häufigsten Endoparasiten beim Pferd:

1. Bandwürmer

Der wichtigste Vertreter beim Pferd ist Anolpocephala perfoliata. Als Zwischenwirt fungieren die sog. Moosmilben, die auf so gut wie jeder Weide zu finden sind und von den Pferden mit dem Weidegras aufgenommen werden.

 

2. Fadenwürmer

Die kleinen Strongyliden (kleine Palisadenwürmer) kommen am häufigsten und auch in den höchsten Befallsintensitäten vor.

Auch die großen Strongyliden (große Palisadenwürmer) sind zwar die größeren Würmer, haben aber eine geringere Bedeutung als die kleinen Strongyliden. Sie dürfen trotzdem nicht unterschätzt werden, da ihre Larven durch die Blutgefäße der Pferde wandern und diese verstopfen können, was im ungünstigsten Fall zum Absterben des betroffenen Darmabschnitts führen kann.

Der Pferdespulwurm (Parascaris equorum) spielt vor allem bei Fohlen und Pferden bis zu einem Alter von drei Jahren eine große Rolle.

 

3. Dassellarven

Die Infektion mit Magendasseln erfolgt auf der Weide und wird durch die Larven der Fliegengattung Gasterophilus verursacht. Diese Larven überwintern in der Magenwand und können dort zu Ulzerationen führen.

 

In Deutschland unterscheidet man momentan zwei unterschiedliche Vorgehensweisen zur Bekämpfung von Endoparasiten beim Pferd:

I. Die strategische Entwurmung

Hierbei werden in regelmäßigen Abständen Wurmkuren ohne vorherige Diagnostik (Kotproben) durchgeführt. Dabei ist es wichtig, dass immer der Gesamtbestand, also jedes einzelne Pferd, behandelt wird. Bewährt hat sich dabei ein 3-Monate-Rotationsprinzip (z.B. März, Juni, September, Dezember), welches individuell vom Tierarzt angepasst werden sollte.

Wichtig ist außerdem noch zu erwähnen, dass man die Behandlung nichts desto trotz auf ein Minimum reduzieren sollte. Zum einen, um Resistenzen vorzubeugen (s.u.), zum anderen, um die eigene Immunität des Pferdes zu fördern. Seit es Pferde gibt, waren sie von Würmern befallen, so dass sie über die lange Zeit ihrer Evolution eigene Abwehrmechanismen entwickelt haben. So ist ein gesundes Pferd sehr wohl im Stande, einen geringgradigen Wurmbefall mit körpereigenen Abwehrmechanismen zu bekämpfen. Ein zu häufiges Entwurmen ohne Indikation schadet dem Pferd also mehr als es ihm nützt.

 

II. Die selektive Entwurmung

Aufgrund der zunehmenden Entwicklung von Resistenzen gegen Anthelminthika (Wurmmittel) muss zukünftig mehr Diagnostik angewendet werden, um nur noch gezielt zu entwurmen.

Soll die Entwurmung selektiv erfolgen, ist im ersten Jahr ein etwas höherer Aufwand zu betreiben, um zunächst den Status quo festzustellen. Hierfür muss von jedem einzelnen Pferd eine Kotprobe untersucht werden, um die Wurmarten zu ermitteln, die im Bestand vorkommen. Während der Weidesaison sollten von jedem Pferde mindestens 3 weitere Kotproben untersucht werden. Weist man dabei im Kot eines Pferdes eine erhöhte Anzahl an Wurmeiern nach, so wird dieses Pferd gezielt entwurmt. Die Wirksamkeit der Behandlung sollte nach 10-14 Tagen durch Untersuchung einer erneuten Kotprobe kontrolliert werden. In den Folgejahren kann die Anzahl der Kotuntersuchungen auf mindestens 2 Proben pro Jahr reduziert werden.

Diese Vorgehensweise empfiehlt sich vorwiegend für erwachsene Pferde. Kommen im Bestand Spulwürmer vor, so ist eine Entwurmung der Fohlen mit anschließender Kontrolle der Wirksamkeit anzuraten.

Modernste wissenschaftliche Untersuchungen tendieren eindeutig zur selektiven Entwurmung, um die Resistenzlage nicht weiter zu verschlechtern. Allerdings darf man auch die individuellen Gegebenheiten wie z.B. die Bestandsgröße oder „ziehen alle Pferdebesitzer an einem Strang?“ nicht vergessen.

Generell ist bei der Entwurmung darauf zu achten, dass keinesfalls unterdosiert wird. Das bedeutet, dass man im besten Fall sein Pferd vorher wiegen lässt, um das exakte Gewicht zu ermitteln. Außerdem ist darauf zu achten, dass die eingegebene Paste vom Pferd restlos aufgenommen und nicht wieder ausgespuckt wird.

Ein ebenso wichtiger Punkt ist die Weidehygiene. Ein vor wenigen Tagen entwurmtes Pferd kann sich jederzeit wieder neu infizieren. Deshalb sollte man sehr penibel sein in Bezug auf die Weide. Nur die verminderte Ausscheidung von Stongylideneiern und daraus resultierend natürlich auch die Reduktion der Weidekontamination runden die erfolgreiche Bekämpfung ab. Jeden zweiten, spätestens jeden dritten Tag sollte man den Pferdekot von der Weide absammeln. Das ist zwar sehr aufwendig und leider auch nicht immer realisierbar, aber es ist die einzig effektive vorbeugende Maßnahme! Von einer Behandlung der Weide mit Antiparasitika ist aus Naturschutzgründen abzuraten!

 

Wer seinen Behandlungserfolg generell kontrollieren möchte kann jederzeit bei seinem Tierarzt eine Kotprobe untersuchen lassen. Werden mehr als 200 Eier pro Gramm Kot nachgewiesen, muss die Behandlung wiederholt werden. Auch muss man bedenken, dass ein negatives Ergebnis nicht mit einer Wurmfreiheit gleichzusetzen ist! Da die meisten Eier nicht kontinuierlich mit dem Kot ausgeschieden werden, sollte man mehrere Proben bzw. Sammelkotproben untersuchen lassen. Am besten eignet sich rektal entnommener Kot, da auf diese Weise eine Kontaminierung z.B. durch Wurmeier aus der Erde ausgeschlossen werden kann. Der Kot muss frisch sein und unverzüglich mit verschiedenen Verfahren untersucht werden.

 

Gerne bin ich bereit, Ihnen beratend zur Seite zu stehen und die passende Lösung für Ihr Pferd zu finden!

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